Wesen und Signatur der Heilpflanzen

Das Wesen einer Pflanze ist der geistige Plan, nach dem sie gebildet und gestaltet wird. Darin ist alles, was die Pflanze ist und alles, was aus ihr werden kann als Prinzip, als Potential enthalten. Wenn der Same einer Pflanze in die feuchte Erde gelegt wird und zu keimen beginnt, verbindet sich das kosmische Wesen mit dem Keimling. Erst diese Wechselwirkung zwischen dem Wesen und den Genen im Keimling macht das neue Lebewesen zur spezifischen, im Samen veranlagten Pflanze. Es sind nicht die Gene allein, es ist auch nicht das Wesen allein, was die Pflanze zur Pflanze macht, sondern die Wechselwirkung von beidem, von Wesen und Genen.   

Die Signatur ist der Ausdruck des Wesens 

Das Wesen einer Pflanze lässt sich durch das Studium ihrer Signatur erkennen. Das Lesen der Signatur der Pflanzen führt aber nicht unmittelbar zu Aussagen über ihre Wirkungen auf die Organe, sondern vorerst zur Erkenntnis einer psychischen Entsprechung zwischen Pflanze und Mensch. Erst danach kann über die Beziehungen zwischen Psyche und Organen, über die sogenannte Psychosomatik auf eine organische Wirkung der Pflanze auf den Menschen geschlossen werden. Wenn man in den Formen der Pflanzen Organformen des Menschen sucht, findet man vielleicht Entsprechungen, doch diese sind eher zufällig. Diese triviale Art der Signaturenlehre hat nicht zu ihrem Ansehen beigetragen. Dabei ist doch die wahre Signaturenlehre nach Paracelsus die höchste Stufe der Erkenntnis.

In den Urtinkturen kommt das Wesen der Pflanze am deutlichsten zum Ausdruck

Keine andere Zubereitung gibt das Wesen der Heilpflanze so klar wieder wie eine Urtinktur – vorausgesetzt, ihre Qualität ist hoch. Das Heilpflanzenwesen zeigt sich besonders im Geruch und im Geschmack der Zubereitung. Die Beziehung zwischen Geruch und Wesen wird beispielsweise im französischen Begriff «huiles essentielles» für ätherische Öle deutlich, was so viel wie „wesentliche Öle“ bedeutet. Nur die Urtinktur kann – bei guter Qualität – den Geruch und Geschmack der Pflanze in möglichst reiner Form bewahren. 

Beim ätherischen Öl ist der Geruch zwar intensiver, aber der Geschmack fehlt. Die spagyrische Essenz hat durch die Fermentation einen bedeutenden Wandel im Geruch erfahren, und der Geschmack entspricht nicht mehr der ursprünglichen Pflanze. In der homöopathischen Verdünnung ist das Aroma der Pflanze aufgrund der hohen Verdünnung nahezu vollständig abwesend. Beim Tee sind die Geschmackskomponenten deutlich erkennbar, jedoch bleibt der Geruch oft flach aufgrund der Trocknung. Extrakte verlieren aufgrund der Konzentration in der Herstellung den Geruch, und bei Darreichungsformen wie Dragees oder Kapseln kommen weder Geruch noch Geschmack zum Tragen.

Diese Unterschiede stellen keinesfalls einen Nachteil für die jeweiligen Zubereitungen dar. Wenn es bei einer Therapie lediglich darum geht, auf der körperlichen oder regulativen Ebene zu wirken, ist die Abwesenheit der Wesensaspekte kein Mangel. Möchte man jedoch das Wesen der Pflanze einbeziehen und den Patienten auch auf seelischer Ebene ansprechen, ist die Urtinktur die beste Wahl.

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