



MAIGLÖCKCHEN
Convallaria majalis L.
Botanik
Wohl jeder kennt das Gewöhnliche Maiglöckchen, Convallaria majalis L. Das kleine Pflänzchen erfreut uns im Frühjahr mit seinen schönen Blütenständen, die den typischen, intensiv aromatischen Duft verströmen. Die Pflanze ist in Europa bis Nordostasien sowie in Nord-Amerika verbreitet und wächst auf gut mit Humus versorgten Böden in wärmerer Lage. Der Wurzelstock der Pflanze verzweigt sich gerne, weshalb die Maiglöckchen oft in grossen Trupps anzutreffen sind. Nach dem zweiten Winter treiben aus den unterirdischen Teilen lang gestielte und breit lanzettliche bis 10 cm lange Blätter mit einer parallelen Nervatur aus. Der Stängel ist unbeblättert und trägt die, von Mai bis Juni blühenden und stark duftenden, weissen Blüten. Diese stehen zu 3 bis 10 blütigen einseitswendigen Trauben zusammen und weisen ein glockiges Erscheinungsbild auf. Ihre Blütenhülle ist verwachsen, die Blüten hängen herab. Nach der Befruchtung entwickeln sich mehrsamige rote Beeren. Alle Teile des Maiglöckchens sind stark giftig, besonders die Blüten und Beeren. Jedes Jahr gibt es Fälle durch Tod von Maiglöckchenverzehr, da die Pflanze oft am selben Standort wie der Bärlauch gefunden werden kann. Im blütenlosen Zustand können diese beide Arten leicht verwechselt werden. Der Bärlauch hat aber, als leicht erkennbares Unterscheidungsmerkmal, keinen langen, runden Blattstiel und riecht intensiv nach Knoblauch.
Verwendung
Wie die Herbstzeitlose gehört auch das Maiglöckchen zu den bekannten Giftpflanzen und es besteht auch hier Verwechslungsgefahr mit dem Bärlauch. Die Toxizität beruht auf den herzwirksamen Steroidglykosiden. Die therapeutisch wirksame Dosis, welche die Schlagkraft des Herzens erhöhen kann, liegt jedoch nahe an der toxischen Dosis, welche zu Übelkeit, Herzrhythmusstörungen und Tod führen kann. Aufgrund des Gehalts an positiv inotrop wirkenden Steroidglykosiden wurde Maiglöckchen (Pulver) früher bei leichter Herzinsuffizienz (Belastungsinsuffizienz, Altersherz) eingesetzt. Heute werden gemäss den Leitlinien höchstens noch die im Fingerhut (Digitalis) vorkommenden Steroide bei der Herzinsuffizienz eingesetzt. Auch in der Homöopathie wird Convallaria den Leitsymptomen entsprechend bei Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche eingesetzt. Dies jedoch nur in potenzierter Form, sodass Vergiftungserscheinungen ausgeschlossen werden können.
Inhaltsstoffe
Maiglöckchenkraut enthält herzwirksame Steroide (Cardenolidglykoside), Saponine, Falvonoide und Pflanzensäuren.
Referenzen
- Hänsel, R. & Steinegger, E. Hänsel / Sticher Pharmakognosie Phytopharmazie. (Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft GmbH, Stuttgart, Deutschland, 2015).
- BGA/BfArM (Kommission E). Convallariae herba ( Maiglöckchenkraut ). Bundesanzeiger 76, (1987).
- BGA/BfArM (Kommission D). Convallaria majalis. Bundesanzeiger 16, (1989).
Bilder: Ceres Heilmittel AG, Kesswil.