RINGELBLUME

Calendula officinalis L. 

WESEN: Balsam, Verschliessen von Wunden

Wesen und Signatur

Signatur

«Die Ringelblume ist eine sehr beliebte Gartenpflanze, die wenig Ansprüche an Standort und Pflege stellt. Wenn man sie sich selbst überlässt, sorgt sie für sich und sät sich immer wieder neu aus. So kann sich unser Auge und Herz vom frühen Sommer bis zum späten Herbst an ihren leuchtenden gelben und orangen Farbtönen erfreuen. Die Leuchtkraft der Farben bringt pure Lebenslust und wahre Sinnenwärme zum Ausdruck. Eine grössere Fläche von dicht an dicht stehenden Ringelblumenblüten hat eine Ausstrahlung von ungebrochener Lebendigkeit, die wohl kaum zu übertreffen ist. Man kann vor dem inneren Auge förmlich sehen, wie das intensive Lebensenergiefeld über der Oberfläche der Blüte in flächiger Bewegung webend wirkt. Nicht nur die Blüten haben einen besonderen Bezug zur Peripherie. Nimmt man ein Bündel geschnittener Pflanzen in die Hand und drückt sie mehrmals ein wenig, bemerkt man eine leicht klebrige, balsamische Substanz, die alle Pflanzenteile überzieht und ein wunderbar warmes Aroma verbreitet. Haben wir oben von der ungebrochenen Vitalität und Fruchtbarkeit der Ringelblume gesprochen, kommen wir nicht umhin zu erwähnen, dass die inneren Röhrenblüten des Blütenkorbs (Calendula gehört zur Familie der Korbblütler) unfruchtbar sind. Ein Widerspruch? Nein, ein wunderbares Zeichen der Signatur, denn nun erfahren wir, woher die Ringelblume ihren Namen hat. Ihre Früchte krümmen und ringeln sich und werden ganz unterschiedlich gross. Die Früchte der fruchtbaren Randblüten krümmen sich alle mehr oder weniger weit nach innen, bis sie die ganze unfruchtbare Innenfläche vollständig zugedeckt haben. Wenn man es nicht genau untersucht, käme man gar nicht auf die Idee, dass die Ringelblumenfrüchte nicht aus der ganzen Blütenscheibe stammen. Einen weiteren «Verschlussmechanismus» bemerken wir, wenn wir Blüten sammeln und sie am Stiel abschneiden. Nach kurzer Zeit hat sich an der Schnittstelle ein weisser, abdichtender Überzug gebildet. An der Schnittstelle austretender Pflanzensaft hat sich zu einer kompakten Schicht verfestigt. Es versteht sich von selbst, dass sich eine Pflanze mit derart eindrücklicher Wesenskraft nicht nur auf das Verschliessen von körperlichen Wunden versteht. Auch seelische Wunden erfahren durch diese sonnenhafte Pflanze eine Linderung.» 

Wesen

«Wohl kaum eine andere Pflanze ist von ihrer Natur her so vorzüglich zum Wundheilkraut geeignet. Ihr balsamisches, warmes Wesen ist völlig auf das Verschließen von Verwundungen ausgerichtet. Wie mit Lichtfäden schließt die Pflanze das gestörte Energiefeld über der Wunde und versorgt es mit neuen Kräften, um eine rasche Heilung zu fördern. Die geringelten Früchte der Ringelblume bedecken den Blütenboden von außen nach innen und verschließen die offene, «wunde» Stelle im Innern. Fasst man eine Ringelblume mit den Händen, um sie zu pflücken, hinterlässt sie auf der Haut ein einzigartiges, klebriges Sekret. Ihre Fähigkeit, Wunden zu «verkleben» und zu verschließen, ist herausragend. Sie besitzt eine intensive innere Wärme und wirkt dadurch entzündungswidrig und desinfizierend. Sie enthält Sonnenkraft, bildet sie doch die dauerhaftesten Blüten im Kräutergarten und trotzt gar noch der Novemberkälte. Calendula heilt Hautrisse, fördert die Wundheilung und wirkt mit ihrer tröstenden, balsamischen Kraft bis in seelische Prozesse.»

Botanik

Die Ringelblume (Calendula officinalis L.) gehört zur Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae). Sie ist eine einjährige Pflanze mit einem charakteristischen Geruch, der an den Duft von Harz erinnert. Berührt oder erntet man die Pflanze, so wird die Haut sofort mit dieser balsamisch duftenden, klebrigen Substanz überzogen. Die Ringelblume wird 30 – 70 cm hoch, an einem aufrechten, filzig behaarten Stängel stehen die ungeteilten spatelförmig, bis lanzettlichen Blätter. Die Ringelblume blüht von Juni bis in den Oktober hin und erfreut uns mit ihren 2 – 5 cm grossen, strahlenden, gelben, bis orangefarbenen Blüten, die von aussen nach innen aufblühen. Sie ist eine so vitale Pflanze, dass sie immer wieder neue Blüten hervorbringen kann, sofern man die alten Blüten regelmässig entfernt. Typisch für einen Korbblütler sind die Blüten, die in Wahrheit keine Einzelblüten, sondern Blütenstände sind, aus Zungen- und Röhrenblüten zusammengesetzt. Im Unterschied zu den anderen Arten der Pflanzenfamilie sind bei der Ringelblume die eigentlich fruchtbaren inneren Röhrenblüten unfruchtbar, während die äusseren Zungenblüten fruchtbar sind. Als weitere Besonderheit bildet die Pflanze verschieden geformte Fruchttypen aus.

Verwendung

Die bereits seit Jahrhunderten in Kräutergärten kultivierte Ringelblume gehört zu den bekanntesten wundheilungsfördernden Heilpflanzen überhaupt. Calendula kommt dabei als getrocknete Teedroge und aufgrund der schönen gelben Farbe auch als Schmuckdroge in Kräuterteemischungen zum Einsatz. Weitere übliche Formen der Zubereitung sind Fluidextrakte und alkoholische Tinkturen. Darüber hinaus wird durch Mazeration mit pflanzlichen Ölen (z.B. Olivenöl) aus den Ringelblumen das Calendulaöl zur äusserlichen Anwendung gewonnen. Aufgrund der entzündungshemmenden Eigenschaften zählen Verletzungen und schlecht heilenden Wunden im Bereich von Haut und Schleimhaut zu den Anwendungsschwerpunkten. Dabei eignet sich sowohl die innerliche wie auch die äusserliche Anwendung. Für die Anwendung zur Schleimhautpflege im Bereich von Mund und Rachen eignen sich Teezubereitungen oder Gurgellösungen, die ganz einfach mit einigen wenigen Tropfen der Tinktur hergestellt werden können. Äußerlich werden, die arzneiliche Zubereitungen aus Calendula officinalis enthalten, lokal auf der Haut angewendet. 

Inhaltsstoffe

Bei der Ringelblume findet sich ein Spektrum verschiedener Inhaltsstoffe wie Triterpenalkohole, Triterpensaponine, Flavonoide, Polysaccharide und kleine Mengen von ätherischem Öl, bestehend aus Sesquiterpenen. Die Färbung wird durch gelbe Xanthophylle und orangefarbene Carotinoide hervorgerufen.

Referenzen

  • Hänsel, R. & Steinegger, E. Hänsel / Sticher Pharmakognosie Phytopharmazie. (Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft GmbH, Stuttgart, Deutschland, 2015).
  • Madaus, G. MADAUS LEHRBUCH DER BIOLOGISCHEN HEILMITTEL BAND 1-11. (mediamed Verlag, Ravensburg, 1990).
  • BGA/BfArM (Kommission D). Calendula officinalis (Calendula). Bundesanzeiger 190a, (1985)..
  • European Medicines Agency. European Union herbal monograph on Calendula officinalis L., flos. Eur. Med. Agency 44, 0–7 (2018).
  • Kalbermatten, R. & Kalbermatten, H. Pflanzliche Urtinkturen. (AT Verlag, Aarau, Schweiz, 2014).
  • Kalbermatten, R. Wesen und Signatur der Heilpflanzen. (AT Verlag, Aarau, Schweiz, 2016).

Bilder: Ceres Heilmittel AG, Kesswil.

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