Stinkender Storchschnabel 

Geranium robertianum L. 

WESEN: Ziehen, Reinigen, Entgiften, Lösen von Schockzuständen, Lymphmittel

Wesen und Signatur

 Signatur

«Seit meiner Kindheit ist mir immer wieder eine Pflanze aufgefallen, die an Stellen wächst, wo man sich nicht sehr wohl fühlt, beispielsweise in einem vermoosten Hinterhof in der Altstadt, umgeben vom Geruch von abgestandenem Katzenurin und Mauerasseln, die unter hochgehobenen Steinen oder Brettern panikartig das Licht fliehen… Später lernte ich den Namen dieser Pflanze kennen: das Ruprechtskraut. Natürlich findet man es auch an schönen Standorten, in den Wäldern oder an feuchten, schattigen Stellen unter Gebüschen. Auffällig ist jedoch, wie häufig das Ruprechtskraut an Orten mit unreiner Ausstrahlung zu finden ist. 

Passend zur Standortwahl hat das Ruprechtskraut auch einen unangenehmen Geruch. Dies kommt in seinem anderen Namen Stinkender Storchenschnabel zum Ausdruck. Das Ruprechtskraut gehört zu einer Gattung (Geranium), die meistens wohlriechende Arten hervorbringt. Es gibt Geranienarten, die einen Geruch wie Rosen haben. Viele Kosmetikprodukte mit angeblichem Rosenparfüm enthalten in Wirklichkeit das billigere Geraniumöl. Vor diesem Hintergrund hat es eine besondere Bedeutung, dass das Ruprechtskraut einen unharmonischen Geruch verbreitet. Dieser Geruch muss im Zusammenhang mit der Standortwahl gesehen werden. Wenn eine Pflanze atmosphärisch unreine Standorte sucht, bedeutet dies, dass sie die dort herrschende Energie braucht und umsetzt. Der unangenehme Geruch der Pflanze ist ein Zeichen dafür, dass die atmosphärisch energetischen Disharmonien absorbiert und – transformiert auf eine substanzielle Ebene – wieder ausgeschieden werden. 

Ein weiteres Merkmal der Signatur ist die Rotfärbung der Spitze des Storchenschnabels. Wie alle Vertreter der Familie der Storchenschnabelgewächse hat auch Geranium robertianum eine lange, spitz zulaufende Frucht. Das Besondere an dieser Pflanze ist, dass diese Spitze blutrot überzogen ist und daher die Assoziation mit einer Stich-

waffe oder einem Insektenstachel in Aktion zulässt. Hierin kommt das Element des Plötzlichen, des Überraschungsangriffs zum Ausdruck. 

Wer Geranium robertianum in seinem Garten hat und auszureissen versucht, wird feststellen, dass dies völlig problemlos ist. Ein leichter Zug, ein kaum spürbarer Widerstand und man hält die ganze Pflanze samt Wurzel in der Hand. Bei näherer Untersuchung stellen wir fest, wie wenig das Ruprechtskraut im Boden verankert ist. Der oberste Teil der Wurzel befindet sich in der Luft. Dann kommt eine dünne, waagrechte Wurzel, die nur wenig unter der Erdoberfläche liegt. Manchmal liegt die Wurzel frei zwischen einer Laubschicht und dem Waldboden, und nur einige Seitenwürzelchen sind mit der Erde verbunden. (Die Pflanze hat keine Pfahlwurzel wie in einigen botanischen Werken angegeben wird.) Doch eine solch schwache Wurzel kann die recht ausladende Pflanze unmöglich halten. Die Wurzel erfüllt denn auch nur die Aufgabe der Wasser- und Mineralsalzversorgung und dient nicht der Halterung der Pflanze. Die Befestigung geschieht auf eine absolut einzigartige Weise. Die Pflanze stützt sich mit umgeformten Blattstielen auf dem Boden ab. Die Stiele bodennaher Blätter machen nach dem Absterben der Blattspreite eine grosse Veränderung durch. Sie beginnen wieder zu wachsen, biegen sich nach unten und an der Spitze wieder etwas nach oben. So bilden die ehemaligen Stiele der unteren Blätter (bei älteren Pflanzen auch der Blätter der Vorjahre) bogenförmige Stützen, auf denen der Storchenschnabel steht. Zieht man die Pflanze leicht nach oben, so heben sich die Stützen vom Boden ab. Die Pflanze ist also nicht fest mit der Erde verbunden, sondern sie setzt sich auf die Erde und kann jederzeit von ihr «abheben».

Als weiteres auffallendes Merkmal müssen die starken knotigen Verdickungen an den Blattanwachsstellen genannt werden. Da dies auch der inneren Wahrnehmung entspricht, ziehe ich hier ausnahmsweise einen Vergleich zwischen diesen Knoten und den Lymphdrüsen. Wie schon im allgemeinen Teil erwähnt, bin ich mit solch direkten Vergleichen zwischen Pflanzen- und Organformen sehr vorsichtig.»

Wesen

«Der Storchschnabel hat eine ziehende, reinigende und entgiftende Wirkung vor allem in Bezug auf Gifte, die unvermittelt und meist durch Fremdeinwirkung in den Körper gelangten, wie zum Beispiel Insektengifte. Analoge «Vergiftungen» gibt es auch auf der seelischen Ebene durch das Erleiden seelischer oder körperlicher Gewaltanwendung oder infolge traumatisierender Erlebnisse wie eines unerwarteten schweren Verlusts. Sie können wie eine Art psychischen Gifts wirken, das eine seelische Lähmung, eine Apathie hervorruft. Bei solchen Zuständen greift Geranium wirkungsvoll ein. Bei akuten Schockzuständen ist mit Geranium innerhalb kürzester Zeit eine Lösung möglich. Auf der körperlichen Ebene besitzt Geranium eine spezifische, aktivierende Wirkung auf den Lymphfluss. Steht ein Mensch durch ein traumatisches Erlebnis unter Schock, sind die feinstofflichen Körper gelockert, sie greifen nicht mehr konzentrisch ineinander. Dies ist die Ursache für den zeitweiligen, mehr oder weniger starken Gedächtnis- und/oder Bewusstseinsverlust. In diesem Zustand der Lockerung ist die Seele ungeschützt geöffnet, so dass fremde Kräfte einwirken können. Auch lange zurückliegende traumatische Erfahrungen können während Jahren eine Blockade auf der psychischen und körperlichen Ebene verursachen, so dass selbst gut gewählte Therapien nicht richtig greifen. Solche Zustände treten immer häufiger auf. Deshalb ist Geranium eine der bedeutendsten Heilpflanzen unserer Zeit. Ihr Wesen bewirkt die Zusammenführung der gelockerten feinstofflichen Körper (Astral- und Ätherkörper) mit dem grobstofflichen Körper; das Bewusstsein greift wieder aktiv ins Leben ein. Geranium entzieht Körper- und Seelengifte und ermöglicht durch diese Reinigung des Terrains einen Neubeginn.»

Botanik

 Geranium robertianum L., der Stinkende Storchschnabel, gehört zur Familie der Storchnabelgewächse (Geraniaceae). Diese Art ist verbreitet in krautreichen Wäldern, aber auch in Schluchten, Mauern und Felsen und in Städten treffen wir sie oft an. In Städten begegnet sie uns oft an weniger schönen Plätzen wie Hinterhöfen oder vernachlässigten, schmutzigen Orten. 

Geranium robertianum ist einjährig oder auch zweijährig. Nach dem Keimen entwickeln sich zunächst Rosettenblätter, die aber meist bald vertrocknen. Die sich dann bildenden und emporwachsenden Sprosse sind bis zu 1 cm dick, sehr saftreich und sparrig verzweigt. Sie zeigen stark verdickte Knoten an denen die Sprosse leicht abbrechen. Der gesamte Spross der Pflanze ist dicht mit länglichen, rötlichen und weichen Drüsenhaaren besetzt. Diese sind für den speziellen herben Geruch verantwortlich, den viele Menschen als unangenehm empfinden. Die zahlreichen Stängelblätter, die sich bilden, stehen gegenständig an den Sprossen. Sie sind aus 3 bis 5 völlig getrennten eiförmigen und bis nahe an den Mittelnerv fiederschnittigen Blättchen zusammengesetzt. Bei starker Sonneneinstrahlung verfärben sich die Blätter und die Sprosse der Pflanze leicht bis stärker rötlich. Geranium robertianum blüht von Mai bis in den Herbst hinein. Die Blüten sind hellpurpurn und relativ klein. Nach der Blüte bilden sich die typischen 2 cm langen Früchte mit ihrer Storchschnabelform und der roten Spitze aus. An einem guten Standort kann Geranium robertianum bis weit über 40 cm hoch werden, es wird eine üppige Masse aus Blättern und Sprossen gebildet. Zieht man an den oberirdischen Teilen, so wird man überrascht feststellen, dass diese sich leicht lösen, sie sind nicht wirklich im Boden verankert. Verwundert wird man dann das kleine Würzelchen betrachten, was sich mit aus dem Boden gelöst hat und sich fragen, wie die Pflanze so aufrecht nach oben wachsen konnte…

Verwendung

 Geranium robertianum L. ist unter dem Namen Herba Roberti schon in den Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts zu finden. Die heilige Hildegard von Bingen beschreibt in Ihren Werken einen Storchenschnabel (storchesnabel, storkesnabil) in ihren Werken «Physika» und «Causa et Curae». Er wird zusammen mit anderen Bestandteilen als Universalmittel gegen «Gift und Zaubersprüche», zur Auswurfförderung, Steinleiden, sowie Herzbeschwerden und Traurigkeit eingesetzt. Insgesamt sind sich die Botaniker des späteren Mittelalters über die nützlichen, heilenden Eigenschaften des Storchenschnabels weitestgehend einig. Gemäss traditioneller Anwendungsempfehlungen wird Geranium robertianum L. in der Volksmedizin aufgrund der adstringierenden Eigenschaften vor allem in diesen drei Gebieten angewendet: Blutungen, Durchfall- und Hauterkrankungen. Des Weiteren sind in der homöopathischen Literatur Schock- und Angstzustände, Panik, (Lymphknoten)-Schwellungen und Aktivierung des Lymphflusses zur Entgiftung z.B. nach Zeckenbissen und als Begleitung einer Borreliosetherapie, psychische Lähmungszustände und Melancholie infolge von Schrecken und Traumen als Anwendungsgebiete beschrieben.

Inhaltsstoffe

Das Ruprechtskraut, Geranium robertianum L., erkennt man an seinem sehr charakteristischen, unangenehmen Geruch; daher auch der Beiname Stinkender Storchenschnabel. Dafür verantwortlich ist das ätherische Öl. Des Weiteren findet man phenolische Verbindungen: Pflanzensäuren, Flavonoide und Gerbstoffe. Bemerkenswert ist auch der relativ hohe Gehalt an Vitamin C. 

Referenzen

  • Madaus, G. MADAUS LEHRBUCH DER BIOLOGISCHEN HEILMITTEL BAND 1-11. (mediamed Verlag, Ravensburg, 1990).
  • Hänsel, R., Keller, K., Rimpler, H. & Schneider, G. Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis Band 5 Drogen E-O. (Springer-Verlag Berlin Heidelberg 1993, 1993).
  • Kalbermatten, R. & Kalbermatten, H. Pflanzliche Urtinkturen. (AT Verlag, Aarau, Schweiz, 2018).
  • Riha, O. Hildegard von Bingen – Werke – Band II – Ursprung und Behandlung der Krankheiten – Causa et Curae – Vollständig neu übersetzt und 
    eingeleitet. (Beuroner Kunstverlag (Abtei St. Hildegard, Rüdesheim/Eibingen), 2016). 
  • Riha, O. Hildegard von Bingen – Werke- Band V- Heilsame Schöpfung – Die natürliche Wirkkraft der Dinge – Physica – Vollständig neu übersetzt und eingeleitet. (Beuroner Kunstverlag (Abtei St. Hildegard, Rüdesheim/Eibingen), 2016).
  • Vermeulen, F. & Johnston, L. Plants Homeopathic and Medicinal Uses from a Botanical Family Perspective Volume 1-4. (Saltire Books Ltd, Glasgow, Scotland, 2011).
  • Kalbermatten, R. Wesen und Signatur der Heilpflanzen. (AT Verlag, Aarau, Schweiz, 2016)

Bilder: Roger Kalbermatten, Kesswil 

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