

Waldbingelkraut
Mercurialis perennis L.
Botanik
Das Waldbingelkraut, Mercurialis perennis L., wird etwa 15 bis 40 cm hoch und gehört zur Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae). Aus seinem kriechenden Wurzelspross treibt es den vierkantigen und aufrechten Stängel der keine Seitenäste trägt. Die Verbreitung der Pflanze erfolgt gerne über die unterirdischen Ausläufer, weswegen sie vielfach in grossen Gruppen in krautreichen und schattigen Laubwäldern zu finden ist. Voraussetzung hierfür ist aber ein kalkreicher Boden. An den Stängeln stehen die länglich-eiförmigen bis elliptisch-eiförmigen Blätter. Diese werden bis 12 cm lang, sind oberseits dunkelgrün und unterseits heller. Sie stehen zu Beginn des Austriebs wie in einem Trichter zusammen, später entfalten sie sich und breiten sich aus. Die oberen Blätter der Pflanzen sind deutlich grösser als die unteren Blätter. Beide Blattseiten tragen borstig raue Haare. Die oberirdischen Teile des Bingelkrautes zeigen sich relativ früh im Jahr und erfreuen uns dann mit ihrer markanten Erscheinung, die fast wie ein Baum in Miniaturform wirkt. Die Art ist zweihäusig, d.h. es gibt männliche und weibliche Pflanzen, die Blütezeit liegt im April bis Mai.
Die männlichen Blüten sind klein und blühen gelbgrün. Sie stehen geknäuelt in einem Blütenstand der an eine Ähre erinnert. Die weiblichen Blüten stehen einzeln oder zu zweit. Sie sind rundlich, grösser und grün. Beim Zerreiben verströmt die Pflanzen einen herben Geruch.
Verwendung
Das Waldbingelkraut gehört zu den weniger bekannten Arzneipflanzen. Es wurde früher als abführendes Mittel, bei Frauenkrankheiten und einer Vielzahl weiterer Beschwerden eingesetzt. Heute kennt man das Waldbingelkraut als schwach giftige Pflanze – es wird in der Pflanzenheilkunde kaum mehr verwendet. In der Homöopathie ist der Einsatz in potenzierter Form bekannt. Unter den behandelbaren Symptomen, die auch in der homöopathischen Fachliteratur zahlreich beschrieben sind, finden sich nebst der Anwendung bei seltener oder ausbleibender Regelblutung auch Entzündungen der Bindehaut des Auges (Konjunktivitis), oder Brennen und Trockenheit im Rachen und in den Atemwegen – Symptome, die z.B. im Rahmen einer Pollenallergie auftreten können.
Inhaltsstoffe
Im Waldbingelkraut wurden Terpene, Alkaloide, Sterole und phenolische Substanzen, darunter Zimtsäurederivate, wie die Mercurialissäure, sowie Flavonoide nachgewiesen.
Referenzen
- Lorenz P, Beckmann C, Felenda J, Meyer U, Stintzing FC. Das waldbingelkraut (mercurialis perennis l) – Pharmakognosie einer alten arzneipflanze. Zeit schrift fur Phyther. 2013;34(1):40-46. doi:10.1055/s-0032-1331476
- Roth L, Daunderer M, Kormann K. Giftpflanzen Pflanzengifte. 4th ed.; 1994.
- Madaus G. MADAUS LEHRBUCH DER BIOLOGISCHEN HEILMITTEL BAND 1-11. Nachdruck. mediamed Verlag, Ravensburg; 1990.
- BGA/BfArM (Kommission D). Mercurialis perennis. Bundesanzeiger. 1988;172 a.
- Clarke JH. A Dictionary of Practical Materia Medica (3 Volumes). Narayana Verlag; 2010.
Bilder: Roger Kalbermatten, Kesswil