



KAPUZINERKRESSE
Tropaeolum majus L.
WESEN: Durchwärmung des Wässrigen und Lichtdurchdringung des Feuchten und Dunkeln
Wesen und Signatur
Signatur
«Die Kapuzinerkresse gehört zu den Pflanzen mit einer besonders ausdrucksstarken Signatur. Ihre Blätter sind eigentlich nicht diejenigen einer Landpflanze. Der Blattstiel ist mit der Mitte der Blattspreite verwachsen, so dass das beinahe kreisrunde Blatt wie ein Schild aussieht. Normalerweise ist der Blattstiel mit dem Grund der Blattspreite verwachsen, auch dann, wenn das Blatt sich ganz in die Runde ausbreitet, wie z. B. beim Frauenmantel. Das Konstruktionsprinzip dieses Blatts kommt sonst nur bei einigen Wasserpflanzen vor, deren Blätter auf dem Wasser schwimmen. Damit erkennen wir schon einen zentralen Aspekt der Signatur: Die Landpflanze Kapuzinerkresse bringt durch ihre Blätter den Charakter einer Wasserpflanze zum Ausdruck, und die Blattflächen markieren gewissermassen die Wasseroberfläche. Nun hat aber die Kapuzinerkresse äusserst licht- und wärmebetonte Blüten, wie man sie bei Wasserpflanzen nicht findet. Die grossen, schön geformten Blüten sind leuchtend gelb, strahlend orange und feurig rot. Viele andere Pflanzen bringen ebenfalls lichtbetonte Blüten hervor, die sich dann möglichst nach aussen hin orientieren, dem Licht zugewendet. Bei der Kapuzinerkresse finden wir umgekehrte Verhältnisse. Die strahlenden Blüten werden immer wieder von den Blättern überwachsen und ins Dunkel abgedrängt. Die Pflanze bildet zwar wieder neue Blüten, doch diese erleiden das gleiche Schicksal. So zeigt sich oft das erstaunliche Bild, dass die lichthaften Blüten, völlig verdeckt von den Blattschilden, im Dunkel vor sich hin leuchten. Da die Blattflächen wie oben dargelegt als «Wasseroberfläche» gesehen werden können, erkennt man darin das Wesen der Pflanze, das in der Lichtdurchdringung des Feuchten besteht.»
Wesen
«Feuer (Licht und Wärme) und Wasser sind die grundlegenden Elemente des Lebens. Jede Lebensform gedeiht nur in einem spezifisch abgestimmten Verhältnis von Feuer und Wasser. Für die Landlebewesen gilt: Mangelt es an Wasser, vertrocknen die Lebensorganismen, gibt es Wasser im Überfluss, «ertrinken» sie. Das Feuer regelt diese Verhältnisse. Das Element Feuer ist von Natur aus warm und trocken, das Element Wasser nass und kalt. Das Maß des Eingreifens des Feuerelements (Sonne) schafft die den jeweiligen Lebensformen angepassten Verhältnisse von Warm und Kalt sowie Trocken und Nass. Diese Elemente haben auch eine höhere Bedeutung. Das Feuer steht für die Bewusstseins- oder Ich-Kraft, das Wasser für die Lebenskraft. Die Kapuzinerkresse wirkt als regelnde Kraft für die richtige, angemessene Verbindung des Feurigen mit dem Wässrigen. Sie «temperiert» das Wasser, durchdringt das Leben mit Bewusstseinskräften, bringt das Wärmeelement in Verbindung mit dem Kalten und Nassen und führt auf diese Weise zu einer Wiederbelebung von Bereichen in Körper und Bewusstsein, die aus dem Lebensprozess herausgefallen sind.
Der Kapuzinerkresse-Typ kann sich auf der Schattenseite des Lebens wähnen, der Platz an der Sonne ist immer schon besetzt. Er räumt anderen Menschen zu viel Macht ein. Er versteckt sich aber auch gerne hinter dem Rücken eines stärkeren Menschen, geht in seinem Windschatten durchs Leben. Darin steckt auch eine gewisse Feigheit, sich dem Leben zu stellen. Es fehlt ihm die konstante Wärme des gesunden Selbstbewusstseins. Dieser Menschentyp bewundert und beneidet insgeheim den Erfolg des Starken. Erfährt in seinem Kielwasser mit und identifiziert sich mit dem Erfolgreichen. Selbst traut er sich nicht zu, seine Ideen der Welt zu präsentieren, obwohl viel Kreativität in ihm steckt. In seinem innersten Wesen weiß er um seinen Wert, aber es fehlt ihm der Mut, die Charakterstärke, das Charisma, damit nach außen zu treten. Der geschilderte Menschentyp kann zu chronischen Infektionen (z.B. der Harnwege) neigen. Kapuzinerkresse unterstützt ihn in der Freisetzung von Wärmekräften.»
Botanik
Die Grosse Kapuzinerkresse, Tropaeolum majus L., ist in Mitteleuropa eine einjährige, nicht winterharte Pflanze. Sie stammt eigentlich aus den wärmeren Gebieten Südamerikas, ist aber heute in Mitteleuropa vielfach als Zier- oder Nutzpflanze verbreitet. Auffallend an ihr sind zunächst die grossen, leicht fleischigen Blätter. Deren charakteristische kreisrunde, schildartige Blattform entsteht dadurch, dass der Blattstiel in der Mitte der Blattspreite ansetzt und nicht unten am Blatt. Das Blatt selbst ist aufgrund seiner Struktur wasserabweisend, weshalb Regenwasser schnell abperlt. Die ganze Pflanze ist sehr «feucht» und hat einen sehr hohen Wassergehalt. Die Kapuzinerkresse überwächst mit ihren Ranken, die mehrere Meter lang werden können, rasch freien Boden und bedeckt diesen völlig. Ab etwa Juni bis in den Oktober hinein entstehen erst einzelne, dann aber immer mehr der leuchtenden, grossen gelb, rot oder orangefarbenen Blüten. Diese stehen oft unter den schildförmigen Blättern und werden dadurch von diesen bedeckt. Kostet man die Blätter oder auch die Blüten der Pflanze wird man feststellen, dass beide Teile ein sehr intensives, scharfes Aroma haben.
Verwendung
Die Kapuzinerkresse, Tropaeolum majus L., hat eine antimikrobielle Wirkung und wird zur unterstützenden Behandlung von Infektionen der ableitenden Harnwege und Katharren der oberen Luftwege eingesetzt. Das Lehrbuch der biologischen Heilmittel von Dr. med. Gerhard Madaus nennt chronische Bronchitis als das Hauptanwendungsgebiet. Die pharmakologischen Eigenschaften stützen sich dabei insbesondere auf die Wirkung der Benzylsenföle.
Inhaltsstoffe
Tropaeolum majus L. enthält Senfölglucoside. Der Zuckerteil der Senfölglucosiden kann durch die pflanzlichen Enzyme (Myrosinasen) abgespalten werden, wobei die typischen wasserdampfflüchtige stechend riechende und scharf schmeckende Isothiocyanate freigesetzt werden. Des Weiteren sind Polyphenole und Carotinoide enthalten.
Referenzen
- Madaus, G. MADAUS LEHRBUCH DER BIOLOGISCHEN HEILMITTEL BAND 1-11. (mediamed Verlag, Ravensburg, 1990).
- BGA/BfArM (Kommission E). Tropaeolum majus (Kapuzinerkresse). Bundesanzeiger 162, (1992).
- Hänsel, R., Keller, K., Rimpler, H. & Schneider, G. Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis Band 5 Drogen P-Z. (Springer Verlag Berlin Heidelberg, 1994).
- Kalbermatten, R. & Kalbermatten, H. Pflanzliche Urtinkturen. (AT Verlag, Aarau, Schweiz, 2014).
- Kalbermatten, R. Wesen und Signatur der Heilpflanzen. (AT Verlag, Aarau, Schweiz, 2016).
Bilder: Ceres Heilmittel AG, Kesswil.